Das Badenwerk Ensemble. Wie ein Denkmal mit der Zeit geht

Nora Schmidt Sommersemester 2023

Der bisherige Gebäudekomplex des Landratsamts in Karlsruhe entstand von 1961 bis 1965 am Rande des historischen Innenstadtrings. Bauherr war das Badenwerk, die den Bürobau bis 1997 selbst nutzten. Das Landratsamt übernahm die gesamte Anlage 1997 und zog gemeinsam mit dem Zulassungsamt in das Gebäude. Städtebaulich setzt sich das Ensemble durch seine moderne Form und seine Ausbildung im international Style deutlich von dem umgebenden Kontext ab. Die Anordnung der drei einzelnen Baukörper, die über einen Verbindungsbau verbunden sind und deren lockere Setzung auf dem Grundstück, stehen in starkem Kontrast zu der dichten Blockrandbebauung des Innen- stadtkerns. Die elegante Aluminiumfassade, die damals Fortschritt verkörperte, gilt als besonders schützenswert. Seit 2013 nahm die Notwendigkeit einer Sanierung der Haustechnik immer mehr zu. Es gab mehrere Machbarkeitsstudien, deren Wirtschaftlichkeit durch ein Projektmanagementbüro geprüft wurden. Der Wunsch, die Musterhochhausrichtlinie durchzusetzen, die baurechtlich in Baden-Württemberg noch nicht bindend ist und enorme Veränderungen im Grundriss mit sich zieht, führte potentiell zu einem enormen Verlust von Flächen. Da durch die gewählte Art der Sanierung der Denkmalschutz entfallen wäre, und sich das Landratsamt flächenmäßig vergrößern wollte, entschied sich der Kreistag im November 2018 für einen Abriss des gesamten Ensembles und für einen Ersatzneubau.

Der aktuelle Zustand des Gebäudes ist vor allem auf eine fehlende Pflege, ein fehlendes Schützen vor Alterungsprozessen und ausstehende Reparaturen der Schäden zurückzuführen. Nichtsdestotrotz stellte sich in den Gutachten der Machbarkeitsstudie heraus, dass es für einen Eingriff nicht zu spät war. Die statischen Mängel hätten über Verstärkungen in den Griff bekommen werden können. Diese waren im Grunde bereits nach dem Kauf des Gebäudes 1997 durch ein Ingenieurbüro vorgeschlagen aber nie umgesetzt worden. Auch die Sanierung der Schadstoffe wäre möglich, vor allem da hier schon einmal eine Sanierung stattgefunden hat. Die Option einer behutsamen Sanierung, die sich gezielt mit den Problemstellen des Bauwerks beschäftigt und die Werte des Gebäudeensembles berücksichtigt, wurde nie detailliert ausgearbeitet. Aufgrund der Vorgabe einer kompletten Schadstoffsanierung und dem Durchsetzen der Musterhochhausrichtlinie kam sie für das Landratsamt nicht in Betracht. Hinzu kommt, dass das Grundstück das einzige Eigentum des Landkreises in Karlsruhe ist und der Neubau, der die doppelte Bruttogeschossfläche aufweisen wird, einen wirtschaftlichen Reiz darstellt.

Die Masterarbeit schlägt Optionen für eine eine behutsame Sanierung und modulare Erweiterung des Gebäudeensembles vor, die sowohl den baudenkmalpflegerischen Ansprüchen als auch dem Bedarf des Landratsamtes gerecht wird. Dabei wird das Projekt auch um dem Wunsch nach Klimaeffizienz und einer flächenmäßigen Vergrößerung, der sich bei Bedarf durch eine sensible Erweiterung steuern lässt, gerecht.