Entwurfsprojekte im regionalen Maßstab

Überblick: Landschaftsarchitektonisches Entwerfen im regionalen und städtebaulichen Maßstab

Im Studienprojekt werden Entwürfe erarbeitet, die zwischen abstrakten Zielen der Raumordnung und Landschafts­pla­nung und konkreten örtlichen Projekten einen konzeptionellen Rahmen bilden, wie er etwa in Masterplänen oder Regionalen Strukturkonzepten entworfen wird. Landschaftsqualitäten sind dabei zu steigern, ihre ökologischen, sozialen und ästhetischen Verhältnisse zu verbessern. 

Während der Exkursion werden Entwicklungstendenzen und Probleme einer Landschaft vor Ort betrachtet. In kleinmaßstäbigen Karten (ca. 1:200.000–1:50.000) werden dafür großräumige Zusammenhänge erfasst. Analysethemen sowie konzeptionelle und entwerferische Lösungen können anschließend im regionalen/topografischen und städtebaulichen Maßstab (von 1:25.000–1:10.000) erarbeitet und entwickelt werden, unter Berücksichtigung einer strukturellen Herangehensweise und mit Beachtung einer konsistenten Landschaftsentwicklung. Strukturen in den Entwurfsplänen sollen stets in Verbindung zu kleinräumigen Strukturen gebracht werden, sodass auch die vertiefende städtebauliche Ebene (1:5.000–1:1.1000) sowie die Ebene der Objekt- und Detailplanung (1:500–1:1) typologisch entworfen werden können. In der Studienrichtung Landschaftsarchitektur legen wir darauf Wert, dass in den Plänen – unabhängig vom Maßstab – konkrete, morphologische Qualitäten des Raums sichtbar werden. D.h. es sollen keine planerischen Ableitungen, sondern Entwürfe erstellt werden; keine Symbole, Schraffuren oder Festsetzungen verwendet, sondern mit den Elementen gearbeitet werden, welche die Atmosphäre und den Raumeindruck wiedergeben.

Einstieg: Referate

Als Einstieg in die Beschäftigung mit dem zu betrachtenden Raum wählen die Teilnehmer:innen jeweils ein Referatsthema, das in den meisten LAREG-Projekten während der Exkursion präsentiert wird (manchmal aber auch schon zu einem früheren Zeitpunkt). Das Thema steht in Zusammenhang mit der Fragestellung der entwerferischen Analyse. Die Exkursion wird nach Möglichkeit so geplant, dass den Referaten entsprechende Orte angesteuert werden können.

Phase 1: Entwerferische Analyse

In der Entwerferischen Analyse geht es um das intensive Kennenlernen des Raums und der Umgebung – zentral während dieser Phase ist die Exkursion. Während der Exkursion nähern wir uns den konkreten Analysethemen der Gruppen wie auch ihren ausgewählten Projektgebieten und thematischen Schwerpunkten.

Planerisches Ziel kann sein:
a) Landschaften und Räume zu erfassen und zu charakterisieren (Raumtypen)
b) Entwurfsstrukturen und Entwurfselemente zur erkennen (Entwurfsrepertoire)
c) Szenarien zu umreißen (Worst-Case/Best-Case aktueller Entwicklungen)
d) Aufstellen von Hypothesen
e) Erste Ideen und Konzepte zu entwickeln

Herangehensweise und Durchführung:

  • SKIZZIEREN. Skizzieren der Räume/Landschaft mit Bleistift auf Transparentpapier über (topografischen) Karten und Luftbildern. Durchzeichnen, Elemente suchen und Typen bilden.

  • ENTWERFEN. Zusammenführung und Überlagern der digitalen Daten und skizzierten Strukturen; als Landschaft beschreiben.

  • ANALYSIEREN. Es werden Charakterkarten erstellt, welche zudem die Bedeutung der Räume/Landschaften widerspiegeln und welche die aus Sicht der Entwerfer:innen prägenden und typischen Landschaftselemente und -strukturen enthalten sollen.

Das Ergebnis ist eine Qualitative Landschaftsstrukturanalyse, in der die Begebenheiten der Landschaft nicht quantitativ, sondern aufgrund ihrer räumlichen Qualität erfasst und als solche dargestellt werden. 
Jede Gruppe soll anhand ihrer Analyseschicht des entstehenden mehrschichtigen Kartenwerks, aber in Kombination und Austausch mit den Layern anderer Gruppen, Landschaften beschreiben, also benennbare und in der Karte lesbare Räume mit Eigenarten, Zusammenhängen und Grenzen (wir verwenden dafür das etwas merkwürdige Wort Raumblasen). Es soll versucht werden, dabei sowohl einen Zusammenhang für die ganze Region herzustellen, d.h. die Elemente als Textur darzustellen, sowie die verschiedenen Elemente oder Nutzungen in Kategorien zusammenzufassen, also Typen zu bilden. 

Unterbrechung: Experimentelle Analyse

Die experimentelle Analyse ist eine freie Analysemethode. Nach der Entwerferischen Analyse sollen sich die Gruppen eine Analyseaufgabe stellen, die mittels zuvor beschriebener freier/künstlerischer/unkonventioneller Analysearten zu bearbeiten ist. In der experimentellen Analyse werden verschiedene, thematische Ergebnisse aus den Referaten und den bisher gewonnenen Erkenntnissen (beispielsweise aus der Exkursion) in experimentellen Texten, Zeichnungen, Karten, Modellen, Filmen subjektiv – nach eigenen Begabungen – erstellt und zusammengeführt. Die entstehenden ‚Bilder’ sollten neu und bislang unbekannt sein. Als methodische Zugänge werden angeregt: 

  • qualitative Clusteranalysen, d.h. das Suchen von Relationen einfacher und höherer Ordnung zwischen natürlichen und kulturellen Phänomenen
  • Szenarien, d.h. die Visualisierung maximaler Endzustände einer bestimmten Entwicklungsrichtung
  • Atmosphären, d.h. das situative Zusammenspiel äußerer Erscheinungen, sinnlicher Wahrnehmung und innerer Haltung 
  • Cultural Studies, d.h. die dichte Beschreibung eines exemplarischen Gegenstandes, eines Ortes, einer Reise etc.

  • Ideallandschaften, d.h. dargestellte räumliche Utopien. 

Phase 2: Konzept

Aufbauend auf den Ergebnissen der Entwerferischen Analyse und unter Berücksichtigung von sozialen, ästhetischen, ökologischen und ökonomischen Zielen der Landschaftsentwicklung soll ein räumliches Konzept und -programm entwickelt werden, das auf einzelnen Kulturlandschaftselementen und Landschaftsstrukturen und/oder ihren Zusammenhängen basieren kann.

Phase 3: Entwurf

In der dritten Phase des Projekts werden auf regionaler, städtebaulicher, objektplanerischer und/oder Detailebene Entwürfe von Elementen/Strukturen und/oder Strukturzusammenhänge erarbeitet, immer unter Berücksichtigung des erarbeiteten Konzepts und einer konsistenten Landschaftsentwicklung.

Integration (Masterprojekte)

Mastergruppen vertiefen im Rahmen einer schriftlichen wissenschaftlichen Ausarbeitung theoretische Schwerpunkte, auf denen ihre Entwürfe basieren.

Integrierte Disziplin: In Entwurfsprojekten im Masterstudiengang Landschaftsarchitektur werden bei LAREG abhängig von der (selbst)gestellten Aufgabe ergänzende Disziplinen ‚integriert‘. Neben der Kerndisziplin Landschaftsarchitektur werden für die Lösung der Entwurfsaufgabe Kompetenzen weiterer Disziplinen benötigt. Die Studierenden sollen sich während der regulären Projektbearbeitung mittels Recherche sowie durch Gespräche mit Expert:innen zusätzliches Wissen aus der integrierten Disziplin aneignen. Im letzten Drittel der Projektbearbeitung stellt sich spätestens heraus, was die Integration für die jeweilige Entwurfsarbeit umfasst. Die Inhalte werden mit den betreuenden Dozent:innen abgestimmt. Auf den Abgabeplänen sollen diese Inhalte bereits deutlich werden, müssen aber noch nicht in aller Tiefe dargestellt werden – sie stellen nur einen Hintergrund des Entwurfs dar. Nach der Präsentation des Projekts soll die Integration als kurzer, wissenschaftlicher Text (ca. 10.000 Zeichen im LAREG-Broschüren-Format) und mit ergänzenden, erklärenden (eigenen) Grafiken aufbereitet werden. Die Integration soll dafür nicht allgemeingültig beschrieben werden, sondern als Bestandteil des Entwurfs. Dabei soll deutlich werden, welche Methoden/Strategien/Details/… der integrierten Disziplin für den Entwurf von Bedeutung waren und wie sie ihn beeinflusst haben. 

Integrierte Theorie: Die Alternative zur integrierten Disziplin stellt die integrierte Theorie dar. Wenn sich für einen Entwurf vertiefend mit einer Theorie aus dem Bereich der Urbanistik und der Landschaftsarchitektur auseinandergesetzt wurde, darf die Integration dementsprechend erläutern, was die wichtigsten Elemente der Theorie sind und wie sie für den Entwurf interpretiert wurde. 

Grundregeln im Projekt

1. Plenum. An festgelegten Projektterminen besteht Anwesenheitspflicht - insbesondere während Betreuungen und Präsentationen von jeweils anderen Gruppen.

2. Material. Generell sind zu Betreuungen und Präsentationen alle bisher gefertigten Materialien und Skizzen mitzubringen und an den Wänden oder auf den Tischen sichtbar bereit zu halten.

3. Kritik. Diskussionsbeiträge gerade auch zu den Arbeiten der KommilitonInnen sind nicht unkollegial, sondern der eigentliche Gegenstand eines Studienprojekts.

4. Organisatorisches Engagement. Mitarbeit bei Raumeinrichtung, Grundlagenermittlung- und Aufbereitung, ggf. Vorbereitung/Durchführung einer Ausstellung und der Broschüre/Veröffentlichung.

5. Quellen. Für alle Pläne und Grafiken gilt: nur eigene Grafiken verwenden – externe Quellen sowohl in Bild und Grafiken wie auch im Text immer zitieren (siehe TUM- Zitierleitfaden)!