Schwarzplan Grün

(Forschungsprojekt "Schwarzplan Grün" 05. Juni 2009 / 11. April 2010)

Der gestaltete öffentliche Freiraum ist, neben dem gebauten Grundriss und dem Erschließungsnetz einer der wesentlichen strukturgebenden Bausteine der Stadt. Verschiedene städtebauliche Paradigmen, räumliche Kontexte und Funktionen haben zu einer Vielzahl von Freiraumstrukturen geführt, die für die Ausprägung von Stadtteilcharakteren mit verantwortlich sind.

Die Freiraumplanung hat sich im 20. Jahrhundert mit dieser stadtstrukturellen Dimension nicht systematisch befasst. Freiraumplanung galt als Flächensicherung („Der Kampf um Freiflächen ist ein Kampf um Quadratmeter“ - Martin Wagner) und als Negation der Stadtstrukturen (Grünverbindungen). Entsprechend dieser quantitativen und dekonstruktiven Grundhaltung hat sich die Freiraumplanung daher auf Systemfiguren, Systemplänen, Bilanzkarten und Funktionskarten als Analyse- und Planungsmodelle beschränkt.

Idee
Im Städtebau sind Schwarzpläne ein bevorzugtes Medium zum Dialog über urbane Raumqualitäten. Die städtische Freiraumplanung beschränkt sich hingegen auf Systemfiguren und Funktionskarten. Ein dem städtebaulichen Schwarzplan entsprechendes Medium fehlt ihr, so dass der Diskurs über den Beitrag einer urbanen Landschaftsarchitektur zur Stadtentwicklung auf Flächenanteile und einzelne Objekte beschränkt bleibt.

Zu entwickeln ist ein Kartenwerk, das die strukturellen Qualitäten des alltäglichen Freiraums, des öffentlichen Raums auf Stadtteil- und gesamtstädtischer Ebene sowie im suburbanen Verflechtungsraum in ihrem Zusammenhang erfasst:
. ortspezifische Freiraumcharaktere aller Quartiere
. Vernetzungen im urbanen Raumgeflecht
. Verbindungen in die suburbane Kulturlandschaft

Ein solches Kartenwerk kann
. innerhalb der städtischen Landschafts- und Freiraumplanung ein allgemeines Strukturkonzept für den Öffentlichen Raum formulieren und
. als ‚Einsatzmodell‘ für spezielle Freiraumplanungen im städtebaulichen Maßstab dienen.

Methode
Schwarzpläne sind ein zentrales Darstellungsmedium im Städtebau. Durch schwarze Einfärbung aller überbauten und Weißlassen aller unbebauten Flächen, ohne Berücksichtigung ihrer sonstigen baulichen oder funktionellen Eigenschaften, wird die Bebauungsstruktur auf ein einfaches Verhältnis von Figur und Grund zurückgeführt, in der ein spezifisches Verhältnis von Raumtextur zu Objekttextur ablesbar wird (vgl. Rowe und Koetter 1997).

Im SCHWARZPLAN GRÜN werden die Grundrisse und Grundformen der urbanen Landschaftsarchitektur dargestellt. Mit dieser Definition werden sonstige Kriterien unerheblich, wie Eigentumsverhältnisse oder Widmungen, Naturnähe oder Naturhaushaltswirksamkeit, tatsächliche gärtnerische Anlage oder fehlende Versiegelung.

Im SCHWARZPLAN GRÜN werden (im gegenwärtigen Forschungsstand) als schwarze Flächen: Gärten, Vorgärten, Grünflächen, Baumscheiben, Verkehrsinseln, Böschungen und Abstandsgrün dargestellt, soweit sie Bestandteil oder Grenzelement des öffentlichen Raumes der Straßen, Plätze und Gewässer sind. Entsprechend der Feinheit der Einzelelemente und besonders der Auslassungen muss eine Darstellung im M 1:10.000 (Bearbeitungsmaßstab 1:2.500) als größter reproduzierbarer Maßstab angenommen werden, während im Städtebau noch 1:25.000 lesbar sind.

Erste Ergebnisse
In Schwarzplänen Grün werden erkennbar:
ein Schwarzraum
. die Grundrisse der urbanen Landschaftsarchitektur ein Weißraum . die geschlossene und offene Bebauung
. die Bahnen und Netze der Erschließung im Freiraum ein Verhältnisraum aus schwarz und weiß
. eine qualitative Stadt-Freiraum-Struktur (Raumkompositionen, Quartierscharaktere)
. formale Strukturen des öffentlichen Raumes (Raumfolgen, -züge, -hierarchien)
. die Repräsentation der Bebauung im Straßenraum (Vorgärten, Vorplätze)
. Strukturen des Erschließungsnetzes (Verläufe und Profile von Straßen)

Gegenüber dem Figur-Grund-Muster in Städtebau-Schwarzplänen, das das Verhältnis von Objekttextur zu Raumtextur wiedergibt, bildet sich im Schwarzplan Grün ebenfalls eine Objekttextur, dazu aber vor allem eine Netztextur des städtischen Grün- und Freiraums ab. Aus den Texturen lassen sich wiederkehrende oder prägnante Verhältnisse extrahieren, die als allgemeine Typen beschreibbar sind. Diese Typen repräsentieren jeweils eine verbundene Stadt-Freiraum-Qualität.

Aktuelle Forschungsfragen
? angemessene Darstellung der Straßenbäume als wesentliches raumbildendes Element (Schattenwurf)
? vervollständigende Darstellung auch der halböffentlichen und privaten Freiräume (grau)
? erweiternde Darstellung in die suburban überformte Kulturlandschaft der Stadtregion (weitere Elemente)
? ortsspezifische Erforschung charakterprägender Stadt-Freiraum-Typen (z.b. Münchner Freiraumtypologie)

In Kooperation mit dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung München entwickelt das Fachgebiet in Studienprojekten und Diplomarbeiten aktuell eine Methode zur Erstellung von Schwarzplänen Grün.

Bisherige Forschungsergebnisse
Schwarzplan Grün Vorstudie Berlin - outlines Landschaftsarchitekten 
Schwarzplan Grün München - West. Diplomarbeit von Sascha Fischer