Zwischen Stadt & Landschaft

(Er)Findung eines neuen Landschaftspark für Regensburg

NICOLA STADLER - MASTER THESIS ARCHITEKTUR - SOMMER 2021

Transformationsprozesse finden in den meisten Städten Bayerns statt. Die Region Regensburg profitiert von einer günstigen wirtschaftlichen Ent-wicklung, was einen Anstieg der Bevölkerungszahlen zu Folge hat. Die Nachfrage nach Flächen für Wohnen, Gewerbe sowie Freiräume und Infra-struktur wird somit auch in den kommenden Jahren steigen. Vor dem Hintergrund schwindender Grundstücksreserven wird dies zwangsläufig zu Konkurrenzen und Engpässen führen. Der Druck auf die Landschaft vor der Stadt und den Gemeinden wird zunehmen. Das fordert ein Umdenken im Umgang mit diesen Landschaften. Vor allem der Regensburger Süden definiert sich stark über eine städtische Sichtweise. Themen wie Wirtschaft und Tourismus formen eine urbane Eigendarstellung des Regensburger Südens. Im Gegensatz dazu fällt eine Beschreibung des Regensburger Nordens aus städtischer Sichtweise schwer. Der Norden scheint als Vorstadt für die eigentliche Stadt zu fungieren, ohne dabei ein eigenes städtisches Gesicht zu prägen. Gleichzeitig weist der Norden jedoch ein unglaublich hohes Potenzial hinsichtlich landschaftlicher Qualitäten auf, welches bislang noch nicht vollumfänglich ausgeschöpft ist. Für die Region Regensburg Nord soll mit dieser Arbeit ein zukunftsfähiges Landschaftsbild mit Strategien, Handlungsansätzen und Vorschlägen zu Pilotprojekten im Stadt-Land-Kontext entwickelt werden. Ziel ist die Sichtbarmachung und Stärkung der Attraktivität der Landschaft. Die Verzah-nung von Stadt und Land vor und zwischen der Stadt Regensburg und seinem Umland wird angestrebt. Das Potenzial wird hierbei vor allem in der Landschaft selbst gesehen.

Konzept

1. Verständnis für Landschaft mit Eigenarten und Charakteristika
Im Regensburger Norden überlagern sich unterschiedlichste Landschaftstypologien. So treffen hier der Oberpfälzer und Bayerischer Wald auf die Fränkische Alb sowie das Unterbayerisches Hügelland. Die Vielfalt innerhalb dieser Naturraumeinheiten mit unterschiedlichen Qualitäten, vor allem hinsichtlich des Erholungs- und Identitätspotenzials, wird jedoch immer wieder durch räumliche Grenzen und Barrieren durchbrochen. Ver-schiedene physische Barrieren wie Infrastrukturen sowie unsichtbare Barrieren wie Gemeindegrenzen führen zu einer teils fragmentierten und un-zugänglichen Landschaft.

2. Zugänglichkeit dieser Landschaft erhöhen
Die Ergänzung des Wegesystems durch zwei neue Hauptrouten unterstützt eine bessere Orientierung innerhalb der komplexen Landschaftsräu-me. Die Routen umlaufen den Regensburger Norden und bilden gleichzeitig eine Nord-Süd sowie eine Ost-West-Achse. Die Durchgängigkeit der Wege symbolisiert zum einen die Bedeutung der Zusammengehörigkeit der Ortschaften und spiegelt zum anderen die Vielfalt und Einzigartigkeit der Landschaft wieder. Der Charakter des Wegenetzes verändert sich entlang der Route und bildet eine atmosphärische Abfolge. Die Orientierung geschieht über prägende Landschaftselemente wie Hangkanten und Waldränder, sowie über gebaute Elemente und Stadtsilhouetten.

3. Stärkung und Entwicklung der Qualitäten, Erfahrbarkeit und Inwertsetzung
Entlang der Routen und Nebenwege entsteht die Möglichkeit neue Anknüpfungspunkte zwischen Stadt und Landschaft zu schaffen. Diese so-genannten „Landschaftsperlen“ können durch die Qualifizierung und Sicherung bereits bestehender Landschaftsflächen oder durch einen neuen Entwicklungsansatz geschaffen werden. Sie werden zu Identitätsträgern und Zielorten entlang der Wege und tragen auf diese Weise systematisch zur Inwertsetzung und Sichtbarmachung dieser Landschaft bei. 

Ziel

Durch eine neue Orientierung und Lesbarkeit wird die vormals unsichtbare Landschaft erlebbar und verständlich. Statt wie bislang den Landschafts-raum mittels Grünzügen als Trennlinie und Symbol der Eigenständigkeit der Gemeinden und Städte zu manifestieren, wird sie in einem regionalen und ganzheitlichen Kontext gedacht. Die Landschaft entwickelt sich zum neuen Bindeglied der polyzentrischen Region Regensburg. Gleichzeitig werden neue Planungen der Siedlungsentwicklungen entsprechend der Eigenschaft der Landschaft ausgerichtet. Flächen werden von neuen bau-lichen Planungen ausgeschlossen und Siedlungskanten geschärft. Der Siedlungsdruck soll gezielt auf andere Flächen umverteilt werden und durch Nachverdichtung und Transformation reduziert werden. 

Ausgewählte Bilder