SECOND STAIN

In der Art und Weise, wie mit den überkommenen Dingen umgegangen wird, zeigen sich jeweilige Einstellungen zur Vergangenheit, entsteht Geschichte. Nicht einmal das »Restaurierungsfieber« des 19. Jahrhunderts hat den historischen Baubestand so sehr verändert und verändert wie die zahlreichen und groß angelegten öffentlichen Programme zur »Heimatpflege«, »Entschandelung«, Umgestaltung, zum Wiederaufbau, zur Renovierung, »komplexen Rekonstruktion« oder zur sanitären oder energetischen Sanierung im 20. Jahrhundert. Sie schufen das baukulturelle Erbe, das wir heute haben. Während die traditionelle Herangehensweise an denkmalwürdige Bauwerke darin besteht, Qualitäten einer fernen Vergangenheit zu beschreiben, ist es das Ziel der im Forschungsfeld Second Stain versammelten individuellen Projekte, die vergangenen Transformationen als gleichberechtigten und würdigen Bestandteil der Geschichte der Bauwerke zu fassen. Es sind diese vorangegangenen Formen des Umgangs, die die Objekte schufen, mit denen wir weiter umgehen werden. Die Projekte suchen nach den Zusammenhängen von Theorie und Praxis der Baudenkmalpflege und den Rationalen der Bestandspolitik, Architektur und des Bauens im Bestand im 20. Jahrhundert. »The past is never dead« (Wiliam Faulkner), und nicht selten muss man den Teppich umdrehen, um weiter zu kommen. Dies schließt eine kritische Revision der theoretischen Grundlagen der Baudenkmalpflege ein.