abreißen statt renovieren / renovieren statt abreißen
Renovierungsstrategie für Plattenbauten der 1950er - 60er Jahre in Moskau
Verfasserin: Anna Timofeeva, Sommersemester 2020

In Moskau werden in den nächsten Jahren ein Großteil der Plattenbauten aus der Ära Chruschtschow der 50er und 60er Jahre abgerissen. Das Abrissprogramm gehört dabei zu den größten der Geschichte. Die Arbeit befasst sich mit dem Erbe der Plattenbauten in Moskau und untersucht ihre zukünftige Entwicklung, mögliche Potenziale und hinterfragt ihre Berechtigung als identitätsbildende städtebauliche Strukturen.

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, manifestierte sich der Wohnungsmangel als Problem, das durch Industrialisierung, Landflucht und die Weltkriege verursacht wurde. Zusätzlich verschärfte sich die bereits bestehende Wohnungsnot nach dem Tod Josef Stalins im März 1953, als Millionen Gefangene aus den Lagern und Zwangsarbeitskolonien, der Gulags, freigelassen und Zuflucht in den Städten suchten. Die meisten Menschen lebten dicht gedrängt in Baracken oder in Gemeinschaftswohnungen, sogenannten „Kommunalkas“. Als Nikita Chruschtschow nach Stalins Tod zum Parteichef aufstieg, nahm er sich zum Ziel die Wohnungsnot kostensparend und schnell zu entschärfen. Während des Baukongresses 1954 beschloss Chruschtschow einen radikalen Richtungswechsel: von den neoklassizistischen Prachtbauten hin zu uniformen Bauten, neuen Materialien und vorgefertigten Bauelementen, die auf der Baustelle montiert werden konnten - die Geburtsstunde des Plattenbaus. Heute sind diese als «Chruschtschowka» bekannten Plattenbauten kaum aus dem Stadtbild Moskaus wegzudenken und gehören für viele Russen zu ihrer Identität.

 

 

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