Master Projekt + Seminar
Gastprofessur Matthias Castorph

DRUNTER UND DRÜBER

Üblicherweise entwickeln sich städtische Entwurfsprojekte im Spannungsverhältnis einer realen Aufgabe. Sie finden den Rahmen durch einen bestimmten Ort und einen konkreten Auftraggeber. Dieser formuliert seine speziellen Anforderungen, die sich in Budgets, Nutzungsvorgaben, technischen Notwendigkeiten, ernergetischen Zielen und sonstigen konkreten Vorstellungen manifestieren. Jedoch auch Anspruche an architektonische Aspekte wie Raum, Gestaltung, formaler Ausdruck, Szenarien, Repräsentationsbedürfnisse, besondere ästhetische Anspruche, Innovationsbedürfnisse oder Traditionsbewusstsein und vieles mehr werden durch den Auftraggeber vorgegeben. Diese Projektziele sind im Bezug zur Stadtgesellschaft und dem Stadtkontext mit seiner Stadtgeschichte und den im Ort liegenden Erinnerungen, den „Stadtgeschichten“ umzusetzen. Im Versuch, diese Anforderungen bestmöglich mit den persönlichen Vorstellungen des Entwerfers in Einklang und mit seinen Fähigkeiten zur Lösung im Entwurf zu bringen, entsteht also die reale, gewöhnliche Stadt, wie wir sie insgesamt kennen. In der Folge entwirft man daher gezwungenermaßen in der gewöhnlichen Normalität unserer Städte (mit allen architektonischen Höhen und Tiefen) und es stellt sich die Frage nach adäquaten Entwurfsstrategien im Kontext dieser „Normalstadt“, wenn man vielleicht trotz der beschriebenen Zwänge „ideale Verhältnisse“ anstrebt.

Was bedeutet es für einen Entwurf, wenn man das Normale und das Ideale vereinigen möchte – wenn man „ideale“ Vorstellungen von Stadt und ihren Bewohnern hat, als auch die konkreten Bindungen des „Normalen“ berücksichtigen will? Lässt sich eine Entwurfsaufgabe so entwickeln, dass einerseits eine möglichst stringente architektonische und städtebauliche Haltung ablesbar und andererseits der Entwurfsansatz undogmatisch und realitätsnah ist? Welche Interventionen sind nötig, um in diesem Spannungsfeld zu einer Lösung zu kommen, bei der das abstrakt Gedachte mit dem konkret Geplanten nicht zwangsläufig kollidiert? Konkret untersuchen wir im Entwurf, wie sich das „Maximiliansforum“ – über und unter der Maximilianstraße – fur ein zeitgenössisches Studiotheater als professionelle Experimentierbühne erschliessen, erweitern, verwandeln und inszenieren lässt, das dem Anspruch an diesen besonderen Ort im Zentrum Münchens gerecht wird.

Einführung: Dienstag 10. April 2018 10 Uhr LSA Raum 3120