Entwicklung von beispielhaften Sanierungsmaßnahmen für das Hohenstaufen-Gymnasium in Göppingen auf Basis von Messungen und Analysen bestehender Schulen

Ein Großteil der bestehenden Schulgebäude in Deutschland ist von veralteter Haustechnik, Baumängeln und einer schlechten Gebäudehülle betroffen. Die daraus resultierenden hohen Energieverbräuche sind für Kommunen kostenintensiv und werden zugleich den aktuellen Zielen des sparsamen Umgangs mit den Ressourcen nicht mehr gerecht. Aus diesen Gründen sind deswegen für viele Schulen derzeit grundlegende Sanierungslösungen erforderlich.

Eine grundlegende Sanierung steht auch für das Hohenstaufen-Gymnasiums in Göppingen an. Das Gebäude wurde 1959 fertiggestellt und somit in den Jahren gebaut, als landesweit sehr viele neue Schulgebäude entstanden. Das Gebäude gilt als eines der ersten Schulbauten, welches zu einem großen Teil mit vorfabrizierten Elementen gefertigt wurde und markiert damit den Übergang von der handwerklichen Bauweise zur Vollmontage industriell gefertigter Baumaterialien. Das Gebäude wurde Anfang 2015 vom Landesdenkmalamt in die Liste der Kulturdenkmäler aufgenommen, da es als ein "qualitätvolles und baulich sehr gut überliefertes Beispiel der Schularchitektur der 1950er Jahre" gewertet wird.

Auf Grund des mittlerweile hohen Alters des Gebäudes hat die Stadt Göppingen vor einiger Zeit einen Sanierungsbedarf erkannt. Dennoch sind mögliche Sanierungsmaßnahmen auf Grund des Denkmalschutzes nun schwieriger bzw. sensibler zu realisieren, so dass dies eine zusätzlich zu lösende Aufgabe darstellt. Die teilweise ungedämmte Hülle, eine zu damaliger Zeit übliche Bauausführung, verursacht hohe Transmissionswärmeverluste. Laut dem vorliegenden Energieausweis verbraucht das Gebäude, das an das bestehende Fernwärmenetz angeschlossen ist, 197,2 kWh/m²a Heizenergie und 15,3 kWh/m²a Strom, was sich in entsprechend hohen laufenden Kosten für die Stadt wiederspiegelt. Dennoch hat die geplante Sanierung neben der Reduzierung des hohen Energieverbrauchs auch eine Erhöhung der Aufenthaltsbedingungen zum Ziel. Konstruktiv bedingt die Fassade durch Strahlungsassymmetrie und Kaltluftabfall bei niedrigen Außenlufttemperaturen auch suboptimale Behaglichkeitszustände für die Schülerinnen und Schüler, die in Fassadennähe sitzen. Doch auch der Sommerfall ist problematisch: durch einen unzureichenden sommerlichen Wärmeschutz kommt es in den hauptsächlich südorientierten Klassenzimmern oft zu einer Überhitzung der Räume, was die Lern- und Aufmerksamkeitsbereitschaft aller Anwesenden deutlich erschwert.

Die geplante Sanierung soll deshalb sowohl den aktuell sehr hohen Energieverbrauch reduzieren, als auch die Aufenthaltsqualität erhöhen. Diese raumklimatischen Verbesserungen können durch die heutigen technischen Möglichkeiten problemlos erfüllt werden. Dennoch stellt sich die Frage, ob der Königsweg wirklich das hochaufgerüstete Technikkonzept ist, oder ob nicht auch eine intelligente Sanierung mit einer einfachen Technik die gewünschten Behaglichkeitsziele erbringt, ganz im Sinne von „Einfach Bauen“. Ein reduziertes Technikkonzept welches dabei gleichermaßen die Investitionen und die laufenden Kosten gering hält, ist vor allem für die Träger von Schulen ein sehr wichtiger Punkt. Ziel des Forschungsprojekts ist es diesen Entscheidungsträgern bei zukünftigen Schulsanierungen sinnvolle Ansätze für Sanierungsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen.

Für die Entwicklung dieser Sanierungsmaßnahmen soll dabei der Blick geweitet werden auf andere Schulen, in denen bereits Sanierungsmaßnahmen durchgeführt wurden. Dabei sollen mindestens fünf repräsentative, sanierte Beispielschulen umfassend analysiert werden, um zu einer Beurteilung der dort umgesetzten Sanierungsmaßnahmen zu gelangen und Rückschlüsse auf zu erarbeitende Sanierungslösungen für das Hohenstaufen-Gymnasium ziehen zu können.

Darüber hinaus sollen allgemein gültige Handlungsempfehlungen entwickelt werden, worauf bei zukünftigen Schulsanierungen zu achten ist und welche Umsetzungsmaßnahmen nicht zu empfehlen sind. Die erarbeiteten Handlungsempfehlungen, die durch die Prämisse „Einfach Bauen“ zu einer Steigerung der Energieeffizienz und Aufenthaltsqualität bei gleichzeitiger Reduzierung der laufenden Kosten führen, gewährleisten aufgrund der hohen Repräsentativität der zu untersuchenden Schulen grundsätzlich eine Übertragbarkeit der entwickelten Handlungsempfehlungen für andere Bestandsschulen.