Sensibilisierung für die Ressource Strom durch benutzernahe Visualisierung und interaktiven Wettbewerb

Die Energiewende ist ein hochaktuelles Thema. Durch den geplanten Ausstieg aus der Atomkraft, den Einsatz erneuerbarer Energien und der damit fluktuierenden Verfügbarkeit wird die Bedeutung des umsichtigen Umgangs mit elektrischer Energie weiter in den Fokus gestellt. Erfahrungen aus bisherigen Forschungsprojekten, der Praxis und dem privaten Umfeld zeigen, dass weiten Teilen der Bevölkerung die Bedeutung der Ressource Strom zwar prinzipiell bewusst ist; trotzdem besteht noch sehr viel Unwissen sowohl über die Wertigkeit dieser Energieform als auch über die eigene Rolle als Verbraucher.  

Forschungsfrage und Zielsetzung
Das Ziel des Forschungsprojekts ist die Sensibilisierung beim Umgang mit der wertvollen energetischen Form Strom. Der alltägliche Umgang mit Strom soll bewusster und individuell quantifizierbar werden. Es können zwei grundsätzliche Ansätze identifiziert werden, die Bevölkerung zu sensibilisieren: Durch die sofortige Information über das aktuelle eigene Verbrauchsverhalten und über den Vergleich und den Wettbewerb mit anderen.
Der durchschnittliche Spritverbrauch des eigenen Autos und die maximale Reichweite sind längst Allgemeinwissen. Aber wie viel Energie ist eine Kilowattstunde? Und kann man damit fünf Stunden an einem Computer arbeiten oder 50? Was kostet mich die Grundeinstellung der Temperatur von "2° C" im Kühlschrank gegenüber der Temperatur von "5° C"? Diese und weitere ähnliche Fragestellungen bleiben meist unbeantwortet und sind dennoch fest im Privat- und Berufsleben verankert.  

Wie eingangs erwähnt, bedarf es einerseits einer nach Bedarf verfügbaren und intuitiv dargestellten "Echtzeit"-Information zum aktuellen Stromverbrauch. Zudem ist es notwendig die kurz- und langfristige Auswirkung von Verhaltensänderungen unmittelbar und quantifiziert nachvollziehen zu können. Dabei spielt die finanzielle Darstellung in € zusätzlich zu der nicht alltäglichen Bezugsgröße "kWh" eine große Rolle, denn sie stellt einen greifbaren Wert dar. Als Rückkopplung zu der dargebotenen Information werden außerdem Anreize zum Sparen erwartet. Die "Informationsgrundlage" bilden einfache Hardware-"Strommess-Komponenten", welche kostengünstig installiert werden können. Die Nutzerschnittstelle ist softwarebasiert und in Form einer App via Smartphone oder Computer abrufbar.  

Lösungsansätze und Methodik
Das Projektvorhaben zielt auch darauf ab, die Bewusstseinsschulung auf mehreren Alltagsebenen zu fördern. Daher werden situationsangepasste kompetitive Konzepte entwickelt, um gleichwertige Personengruppen wie z.B. Schüler einer Bildungseinrichtung, Büroangestellte eines Unternehmens oder Wohnnachbarschaften miteinander in Konkurrenz treten zu lassen. Damit werden Menschen in unterschiedlichen Alltagssituationen erreicht. Die primäre Information und Selbsteinstufung anhand von Durchschnittskennwerten wird somit um den "aktuellen" Vergleich mit anderen erweitert.   Die Sichtbarmachung der Ressource Strom ist bisher für den Nutzer nicht hinreichend gut gelöst. Im Falle von Smart Metering wird dem Verbraucher keine ausreichend befriedigende Möglichkeit geliefert, seinen Stromverbrauch weder zeitlich noch räumlich aufgeschlüsselt einzusehen, da ihm als Bezugswert nur der jeweilige Jahresstromverbrauch zur Verfügung gestellt wird. Eine aktuelle Aufschlüsselung des Gesamtstromverbrauchs innerhalb eines unmittelbaren Handlungsspielraums (z.B. Haushalt) auf einzelne Energieverbrauchseinheiten (z.B. Einzelräume) sowie deren zeitlicher Verlauf müssen für den Verbraucher ersichtlicher werden.

Ein wesentlicher weiterer Motivationstreiber für die Menschen ist der Vergleich mit anderen. Studien zeigen, dass durch Wettbewerb mit anderen in Kombination mit einem Belohnungssystem die Motivation weiter gesteigert wird. Zwei dieser Beispiele sind das vom Klima-Bündnis initiierte Projekt "fifty-fifty", bei dem Schulen zum Energiesparen ermutigt wurden und als Anreiz 50 % des eingesparten Geldes zur freien Verfügung erhalten.
Nur durch die Einordnung mit anderen Menschen bzw. mit Durchschnittswerten kann das Resultat eingeordnet werden und ein Gefühl vermittelt werden, welcher Verbrauch eigentlich "normal" ist. Dabei werden Bezugsgrößen erarbeitet, die eine Vergleichbarkeit erlauben.  

Die Sensibilisierung und Vergleichbarkeit kann dabei auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden:
- im privaten Wohnumfeld
- in der Arbeitswelt
- in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen oder Kindergärten  

Die Ebenen lassen sich weiter in unterschiedliche Maßstäbe einteilen, anhand des Beispiels aus der Arbeitswelt soll dies verdeutlicht werden:
- verschiedene Firmensitze
- unterschiedliche Abteilungen
- Mitarbeiter der verschiedenen Zimmer  

Darüber hinaus sollen Anreize für die unterschiedlichen Ebenen sowie Maßstäbe entwickelt werden, um die Teilnehmerzahl zu vergrößern. Dabei steht es jedem völlig frei, ob er die Daten nur für sein Selbstmonitoring verwendet oder anonymisiert in einen Wettbewerb mit anderen einbringt. Bringt der Nutzer seine anonymisierten Werte ein, kann er seine relative Position innerhalb des teilnehmenden Kreises ablesen.