FRAUEN BAUEN München
Projekte und Biographien Münchner Architektinnen des 20. Jahrhunderts

"Überall arbeitete ich als Architektin, wenn ich nicht zwischendurch, um Geld zu verdienen, kellnern oder irgendetwas anderes tun musste." 
Dieses Zitat der Architektin Karola Bloch (1905-1994) zeigt sinnbildlich die schwierigen Bedingungen, unter denen sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als eine der ersten Architektinnen gewirkt hat. Bereits im Jahr 1905 wurden Frauen an der TU München zum Studium zugelassen, doch bis heute bilden Werke von Architektinnen einen blinden Fleck in der Stadtgeschichtsschreibung - welche Bauten in der "zweiten Reihe" der Stadt München gehen auf diese Frauen zurück?
Bis heute wird oftmals schlicht angenommne, dass es bis in das späte 20. Jahrhundert keine praktizierenden Architektinnen gegeben habe. Informationen über ehemals praktizierende Architektinnen sind nur wenige vorhanden und diese schwer recherchierbar. Die Arbeiten von Architektinnen, die vor dem Internetzeitalter bis in die 90iger Jahre praktiziert haben, sind bis dato kaum publiziert, das Material ist höchstens analog vorhanden und eine digitale Präsenz existiert nicht. Auch gibt das lange dominante Format der Monografie in der Architekturschreibung wenig Offenheit, um die Arbeit mehrerer Personen, Mitwirkender oder Partnerinnen abzubilden.Demnach ging das Wissen um die Autor*innenschaft bedeutender Architektinnen verloren. Bis heute spiegelt sich die geringe Anzahl an Büros, die von Frauen geführt wurden, auch in den Sammlungen wider. So ist es in der Lehre an Architekturschulen immer noch möglich, dass Student*innen ein Studium absolvieren, ohne jemals die Namen von Frauen gehört zu haben, die vor 1990 in der Architektur tätig waren. 

FRAUEN BAUEN München 
Das Projekt Frauen Bauen München wird nun erstmals einen Überblick ausgewählter Bauten von Architektinnen der moderenen und spätmodernen Architektur in München geben, und damit eine wesentliche Grundlage für deren zukünftige Sichtbarkeit im architektonischen Diskurs schaffen. Mit Hilfe einer Website wird ein breites Publikum eingeladen, Architektinnen und ihr Wirken kennenzulernen. Die weitgefächterten Tätigkeits- und Themenfelder ihrer Arbeitswelt und die damit verbundenen Herausforderungen, werden aufgezeigt, Interviews geben Einblicke in ihre Erfahrungen. Das Projekt ist eine interdisziplinäre Kollaboration des Lehrstuhls für Städtische Architektur mit Jana Hartmann und Zora Syren, Dr. Doris Hallama vom Lehrstuhl für Theorie und Geschichte von Architektur, Kunst und Design und Anna Jacob vom Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren. Der Launch der Website wird im Herbst 2024 von einer Ausstellung in der Architekturgalerie München mit Veranstaltungen und öffentlichen Führungen begleitet. 


Projektverantwortliche
Dr. Doris Hallama, Lehrstuhl für Theorie und Geschichte von Architektur, Kunst und Design
Jana Hartmann, Lehrstuhl für Städtische Architektur
Anna Jacob, Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren
Zora Syren, Lehrstuhl für Städtische Architektur

Projektförderung 
Gender & Diversity Incentive Fund, Technische Universität München
Bayrische Architektenkammer
Nemetschek Group

Mehr Infos

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1 Karola Bloch, Meine Arbeit als Architektin, in: Anne Fromann, W.Schröter (Hg.), Ich gehe zu jenen, die mich brauchen, zum 85. Geburtstag von Karola Bloch, Mössingen-Talheim 1991, S.137
2 Vgl. Despina Stratigakos, "Unforgetting Women Architects: From the Pritzker to Wikipedia," Places Journal, April 2016. Accessed 13 Feb 2023. https://doi.org/10.22269/130603